Draußen begann es langsam zu dämmern, Sam war die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen und ich machte mir wirklich Sorgen um ihn. Immerzu war er auf der Jagd nach Vampiren und Werwölfen, was mich persönlich störte, denn jedes Mal kam er entweder schwer verletzt oder schlecht gelaunt nach Hause und das wollte ich mir nicht länger ansehen. Zwar sagte er immer ich solle warte bis er käme, da es zu gefährlich alleine für mich war, doch seit wann hatte ich Angst alleine durch den Wald zu ziehen....
An diesem Morgen hatte ich endgültig die Nase voll und wollte mich auf die Suche nach meine Bruder machen. "Wer von uns beiden ist eigentlich das kleine Kind!?", murmelte ich vor mich hin während ich mir meine Jacke und Schuh überstreifte und nach meinem Haustürschlüssel griff.
Die Straßen waren so gut wie ausgestorben, kein Wunder es war recht früh. Ganz ruhig ging ich meines Weges bis hin zum Waldrand, wo mich ein ungutes Gefühl überkam. Es war nie wirklich sicher allein dort herumzuirren das hatte Samuel schon Recht, doch wenn ich ihm die Stirn bieten wollte musste ich einfach meine Angst hinunterschlucken und da durch. Also riss ich mich zusammen, sah noch einmal über die Schulter und irrte im Wald umher, auf der Suche nach meinem Bruder.....

Durch den Weg führte auch ein Weg auf dem er gern Morgens entlang joggte. Es war natürlich nach 8 Uhr morgens, denn eher durfte er nicht aus der Wohnung hinaus gehen. Auch wenn er dahingehend manipuliert war das er von 22-8 Uhr in der Wohnung blieb.
Jetzt zumindest joggte er durch den Wald und sog die Luft in seine Lungen. Henrik war nicht daheim, sonst wäre er dort geblieben und später joggen gegangen. Wahrscheinlich hatte er noch was zu erledigen oder dergleichen, das war ja nicht allzu selten das Henrik ohne ihn raus ging. Doch er wusste das er immer wieder zurück kam.
Seine Füße machten leise geräusche auf dem erdigen Boden und die Schuhe färbten sich leicht braun von der Erde, da sie noch leicht feucht vom Morgen war.
Nach einer halben Stunde joggen machte er eine Pause und lehnte sich an einen Baum wo er eine Flasche Wasser aus seiner Tasche holte und einen Schluck davon trank, das tat gut und er stich sich das nasse Haar aus der Stirn.

Die Zeit war dahin gestrichen wie nichts. Kaum hatte ich es mich versehen, war ich bereits seit zwei Stunden unterwegs und fand nichts außer einem blutbeflecktem Fetzen Stoff und einer alten Trinkflasche die auf jedem Fall Sam gehörte. Allmählich wuchs in mir die Panik, dass ihm etwas zugestoßen sein konnte, oder er war schon längst daheim, während ich noch weiter nach ihm suchte. Wenn dies der Fall sein sollte, dann musste ich mich wirklich auf Ärger gefasst machen. *Vielleicht sollte ich wieder zurückkehren*, dachte ich und sah mich noch einmal um bevor ich den selben Weg wieder zurückging, doch seltsamerweise kam ich immer wieder am selben Fleck raus. Ich hatte mich verlaufen.
Da hörte ich auf einmal jemand, jedenfalls konnte ich das dumpfe Aufkommen von Schuhen auf dem Boden vernehmen, weshalb ich mich vorsichtshalber versteckte. Mir fiel eine unbekannte Person ins Auge. Meine Neugierde siegte und ich trat etwas schüchtern aus meinem Versteck. "H-h-i....", stotterte ich und wartete darauf bemerkt zu werden.

Er vernahm eine Stimme, sie war leise und stotterte, doch er vernahm sie und nahm die Wasserflasche von seinen Lippen und sah sich um. Es dauerte ein wenig, doch dann hatte er die Frau entdeckt die zwischen den Bäumen heraus kam und er lächelte sie an.
"Hey! Alles ok?" meinte er zu ihr und lächelte weiterhin. Er war ein freundlicher Junge, so war er eben. Zumindest oberflächlich, denn er war eigentlich immer einfach für Henrik. Egal was dieser sagte, so war es eben. Sie schien irgendwie Furcht zu haben und er wusste nicht warum.

Nach einer kurzen Weile wurde ich bemerkt und lächelte ihn schüchtern an. "Ja ich.. habe mich nur verlaufen, normalerweise suche ich meinen Bruder und....!", ich brach ab, denn mir fiel auf, dass ich mal wieder das Plappern angefangen hatte, weshalb mir ein bisschen warm um die Wangen wurde. "Tut mir Leid, wenn ich dich gestört habe! Ich bin April Young!", sagte ich freundlich und musterte ihn. Ich war ihm wirklich noch nie begegnet, vielleicht war er ja während meiner Abwesenheit hier her gezogen oder er war mir einfach nie aufgefallen. Jedenfalls war ich froh, dass ich nicht mehr alleine im Wald rumstreunerte, auch wenn noch die Gefahr bestehen konnte, dass er ein Vampir war, was ich aber irgendwie bezweifelte.

Er war definitiv kein Vampir, er wurde von einem manipuliert. Da brauchte sie was das Vampirsein anging also keine Angst bei ihm haben, aber das einer auftaucht schon eher. Denn manchmal überraschte Henrik ihn indem er einfach auftauchte, da wo er gerade war.
Er vernahm ihre Worte und nickte langsam, ihr plappern störte ihn überhaupt nicht. Aber er musste schmunzeln als er sah wie ihre Wangen rot wurden. "Sie haben mich nicht gestört, ich bin nur joggen." meinte er lächelnd zu ihr und trank dann noch einen schluck von seinem Wasser, dann erst drehte er den Deckel wieder auf die Flasche und steckte sie zurück in die Tasche. "Vielleicht kann ich dir ja helfen den Weg heraus zu finden. Wo musst du denn hin? Oder ich helf dir suchen!" meinte er freundlich und löste sich nun auch vom Baum. "Entschuldige wenn ich ein wenig verschwitzt bin!" meinte er mit einem leichten lächeln auf den Lippen und reichte ihr dann die Hand. "Mich kannst du Cy nennen, April!" Die schwitzige Hand hatte er sich leicht an der Jogginhose abgewischt.

Erleichtert atmete ich auf, denn er schien einen sehr netten Eindruck zu machen. "Oh gut, ja man weiß nie, ob man nicht doch einfach nur ungebeten ist!", ich sah ihn neugierig an. Mir waren Fremde nie geheuer gewesen, weshalb ich jedem ihrer Schritte folgte. Ein bisschen seltsam, aber so war ich eben....
Ich erklärte ihm, dass ich zurück in die Stadt müsse, wohin genau war egal denn ab da fände ich den Weg schon selbst. "Das ist wirklich nett, aber ich glaube ich habe meinen Bruder einfach verpasst und ich bekomme bestimmt schrecklichen Ärger wenn ich nach Hause komme!" Mit einem Lächeln nahm ich seine Hand entgegen und schüttelte sie kurz. "Freut mich sehr dich kennen zu lernen Cy!", sagte ich und meinte es auch so.

Er zuckte leicht mit den Schultern. "Schon ok, bei mir störst du nicht!" ob er sie dutzen drufte fragte er nicht, denn daran dachte er gerade einfach nicht. Zudem war er eh erst 18 Jahre alt und dutzte viele im ersten Moment. Auf ihre Erklärung hin nickte er und lächelte sie an. "Alles klar, das bekomme ich hin!" meinte er leise lachend und ging dann auch schon los, dabei erwartete er das sie einfach mal mitkam. "Hoffentlich bekommst du nich zu großen Ärger!" sagte er zu ihr und meinte es auch wirklich so wie er es sagte. "Freut mich auch April!" teilte er ihr mit und ging weiter den Weg entlang. Seine Hände legte er beim gehen locker hinter seinen Kopf und sah zu ihr. "Warum hast du deinen Bruder im Wald gesucht?" fragte er sie mit echter Neugierde. Denn man suchte seine angehörigen ja nicht alle Tage im Wald, vor allem war es nich so einfach jemanden im Wald zu finden und wie sie es bewiesen hatte verlief man sich schnell wenn man nich auf dem Weg blieb.

Er willigte ein mir zu helfen wieder in die Stadt zu kommen. Ich war insgeheim erleichtert nicht mehr alleine zu sein, denn eigentlich mochte ich diese Einsamkeit nicht. "Das ist wirklich sehr nett, dass du mir hilfst! Ich habe es nicht sonderlich mit der Orientierung!", meinte ich lachend und lief neben ihm her. Meine Blicke huschten durch die Bäume hindurch, während ich die Ohren spitzte. Mir durfte einfach kein Zeichen entgehen, denn wenn Sam nicht zu Hause war, dann würde das nichts Gutes bedeuten und ich müsste ein weiteres Mal in den Wald. Nur was mich dann erwarten würde, war fraglich... "Naja mein Bruder wir nicht sehr erfreut sein, aber ich werde es zu hundert Prozent überleben!", scherzte ich ein wenig und vernahm dann seine Frage. Was sollte ich ihm darauf antworten. Mir war nie sonderlich wohl dabei Leuten die Wahrheit vor zu enthalten, doch manchmal war dies besser als jemandem von den übernatürlichen Wesen zu erzählen. Ich hatte ja keine Ahnung ob er denn Bescheid wusste also entschied ich mich nur für die halbe Wahrheit. "Mein Bruder ist ein Jäger und er war die ganze Nacht weg! Ich mache mir Sorgen, dass etwas passiert sein könnte!"

Für ihn war das nicht wirklich ungewöhnlich zu helfen, vor allem da es nicht sonderlich schwer war sie zurück in die Stadt zu führen. „Kein Ding!“ meinte er einfach und lächelt sie an. Ihre Blicke in den Wald entgingen ihm nicht, erwartete sie ihren Bruder doch noch zu sehen? Oder was sollte das werden? Er verstand es nicht wirklich. „Dann ist ja gut!“ meinte er mit einem Schmunzeln auf den Lippen, er kannte sie zwar überhaupt nicht. Doch es machte ja nichts vorsichtig zu sein. Immerhin gab es immer wieder familäre Gewalt. Ok Gewalt gab es bei ihm und Henrik auf, aber harmlose. Nur manche würden es als Gewalt bezeichnen, er ließ sich halt von Henrik beißen. Darum trug er auch kein T-shir sondern ein Long-Shirt das seine Handgelenke verdeckte.
Auf seine Frage überlegte sie erst, das bekam er mit, fragte bei der antwort jedoch nicht weiter nach was der Bruder den Jagte. „Achso, na dann hoffe ich das alles ok ist. So wild kann ja auch gefährlich werden!“ meinte er und ging weiter neben ihr her. Der Wald wurde langsam ein wenig lichter.

Der Wald blieb zu meinem Leidwesen so still wie eh und je. Hoffentlich ging es Sam gut, denn er war der einzige mal abgesehen von mir welcher aus der Familie Young kam und noch lebte. Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen, die Trauer würde mich zerfressen und diesmal würde ich nicht mehr auf stehen wollen... Aber noch war nichts zu spät, weshalb ich den Gedanken sehr schnell beiseite schob. Beinahe hätte ich vergessen, dass ich gar nicht alleine war und schreckte aus meinen Gedanken.
Mit einem Räuspern wandte ich mich Cy wieder zu. "Ist dir eigentlich nicht zu warm?", fragte ich und deutete auf seine langen Ärmel. Es war zwar noch früh, aber beim Joggen im langen Oberteil!?
Ich war froh darüber, dass er nicht weiter nachhakte und nickte nur. "Oh ja..... das kann es!"

Schweigend gingen sie eine weile nebeneinander her, April war an zu sehen das sie in Gedanken war und so ließ er sie und sagte auch nichts. Stören tat es ihn nicht, nicht im geringsten. Er musste nicht immer reden, er konnte auch mal schweigen.
Doch dann schreckte sie wohl aus den Gedanken hoch, oder hatte ihre Gedankengänge beendet und er sah zu ihr als er angesprochen wurde. Auf ihre Frage hin sah er auf seine Ärmel und dann mit einem Lächeln auf den Lippen wieder in ihr Gesicht. "Nein mir ist nicht warm, ich erkälte mich schnell." redete er sich raus, denn Henrik hatte ihn dahingehend manipuliert das er die Bisswunde nicht zeigen wollte. Daher sagte er auch nichts weiter dazu und ging einfach weiter und trat auch schließlich aus den Bäumen heraus.

Es schien Cy nicht annähernd zu stören, dass ich sehr in mich gekehrt war. Auch ich musste nicht ständig reden, denn manchmal war die Ruhe so wohltuend. Er erklärte mir auf meine Frage hin, dass er sich leicht erkältete daher fragte ich nicht weiter. Wieso auch? Es war nichts auffälliges dabei und woher sollte ich wissen, dass man ihm seinen Willen geraubt hatte. Mir war das bisher ein paar Mal passiert, doch erkennen konnte ich solche Menschen nicht. Wir kamen endlich aus dem Wald heraus und ich atmete erleichtert auf und sah ihn freudestrahlend an. "Vielen Dank!!!!", ich konnte nicht anders als ihn ganz kurz zu umarmen. "Dann werde ich mal nach Hause gehen und mir meinen Ärger abholen!"

"Ich hoffe du bekommst nicht zu großen Ärger und das es deinem Bruder gut geht!" meinte er zu ihr und erwiederte auch die Umarmung, wenn auch etwas unbeholfen. Normal war Henrik die einzige Person die er umarmte und der er so nahe kam. Warum sollte er auch groß Kontakt zu anderen Menschen oder Personen suchen wenn er Henrik hatte. Bis auf ihn brauchte er niemanden, er brauchte nur Henrik.
Nur kurz umarmte er sie zurück und ließ sie dann auch schon wieder los und lächelte sie an. Aus höfflichkeit sagte er jedoch noch. "War schön dich kennen gelernt zu haben!" auch wenn es ihm eigentlich vollkommen egal war.

Seine Unbeholfenheit fiel mir sofort auf und es tat mir wirklich leid, ich war manchmal wirklich etwas zu stürmisch. Aber das war nicht böse gemeint oder weil ich mich aufdrängen wollte. Und ich sah ihm auch an, dass er seine Wort nicht ernst meinte, aber wieso sollte mich das jetzt stören. Ich kannte ihn gar nicht, wir waren uns einmal begegnet, er hatte mir geholfen und das wars. Zwar legte ich viel wert darauf, was die anderen von mir hielten, aber wer sagte denn dass wir uns danach nochmal über den Weg laufen sollten.... "Ja hat mich auch gefreut!", sagte ich noch und machte mich langsam auf den Weg nach Hause.